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Zwischen den steilen Klippen von Cornwall geht ein Weltwunder der Vollendung entgegen.
Das ' Eden-Project' von Tim Smit, ein riesiger überdachter und klimatisierter Garten, zieht schon jetzt die Millionen an.
   Von Ulrich Schilling-Strack.
Der Schöpfer hört solch grobe Kategorisierung allerdings überhaupt nicht gern. Tim Smit behauptet, der Garten Eden sei alles andere als ein Themenpark: "Wenn die Leute das denken, haben wir versagt!" Was ist es dann? Ein mächtiger Garten? Eine gigantische Show? Eine neue Touristenattraktion oder nur ein riesiges Treibhaus? Von allem etwas, und das macht das Eden- Project so einzigartig. Der Schlüssel zum Geheimnis liegt bei seinem Erfinder.
Ende der Achtziger war Tim Smit es leid, als Manager von Showstars wie Barry Manilow oder den Noian Sisters durch die Welt zu teuren. Gut gepolstert mit einigen Millionen zog sich der damals knapp Dreißigjährige nach Comwall zurück. Im weit vorgezogenen Ruhestand entdeckte Tim Smit die Freuden des Gärtnerns, und weil er schon immer in anderen Dimensionen dachte, entwickelte er aus einem wild bewachsenen Areal in der Nachbarschaft die "Verlorenen Gärten von Heligan", heute eine der beliebtesten Touristen-Attraktionen in Comwall.
Vor sieben Jahren fuhr Tim Smit dann zufällig an einem verlassenen Steinbruch entlang, und da kam ihm eine kühne Idee. Noch nie zuvor hatte jemand die spannende Geschichte erzählt, wie Pflanzen die Welt verändern und das menschliche Leben beeinflussen. Im rauen Klima Cornwalls ist solch ein Drama allerdings nicht ganz einfach auf die Bühne zu stellen. Mit staatlichen Lotteriegeldern und privaten Sponsoren, die einen Etat von 250 Millionen Mark zur Verfügung stellten, entwickelte Smit also einen kühnen Plan.
   
   In riesigen Gewächshäusern, eingebettet in den mächtigen Krater des Steinbruchs, sollten 
   Schutzgebiete für alle Klimazonen der Welt entstehen, gefüllt mit typischer Vegetation aus 
   allen Kontinenten. Gesagt, getan. Drei miteinander verbundene Dome überspannen nun das Tal, 
   858 Meter lang, 100 Meter breit und 65 Meter hoch, ein unglaublicher Anblick, der einem den 
   Atem raubt.
   Bei der Konstruktion musste man völlig neue Wege gehen, und unvorhersehbare Probleme stellten 
   den Enthusiasmus der Planer immer wieder auf harte Proben. 1,8 Millionen Tonnen Erde wurden 
   noch vor dem Baubeginn bewegt, was schon mal sechs Monate dauerte.
   Tim Smit rechnet den kolossalen Aufwand gerne wie folgt vor: Lebte man noch zu Zeiten der 
   Pyramidenbauer, hätten allein dafür acht Millionen Arbeiter einen Tag lang mit Schaufel und 
   Schubkarre schuften müssen. Gar nicht einfach.
    
   
   Mehrere Jahre hat man geschuftet, und zuletzt war es so spannend, dass bereits die Baustelle 
   zur Touristen-Attraktion wurde. Im letzten Sommer zahlten eine halbe Million Menschen drei 
   Pfund (zehn Mark) Eintritt nur für die Besichtigung von Baggern und Kranen und waren 
   begeistert.
   Inzwischen sind die Dome mit Leben gefüllt. Mehr als 100 000 Pflanzen aus aller Welt wurden 
   eingepflanzt, Schmetterlinge taumeln im Tropen-Dom durch die auf 40 Grad erhitzte Schwüle, 
   Eidechsen springen auf Gummi-Bäume, es gibt einen Wasserfall, eine Lagune, ein Reisfeld oder 
   mythologische Statuen inmitten der Blumenpracht.
Geheizt wird mit einer raffinierten Technik, die in der Plastikhülle versteckt ist, und letztlich möchte das Eden-Pro]ect Antworten auf so ziemlich alle Fragen dieser Welt anbieten. Ein Institut wird integriert, das die weitweite Klima-Forschung koordinieren soll, internationale Kongresse sollen hier eine neue Heimat finden, und wem das alles ein bisschen zu wissenschaftlich und damit arg langweilig erscheint, darf sich gerne an den Schöpfer wenden.
Der hat auf alles eine Antwort. Lasst sie zu mir kommen, die Teenager, die alles schon gesehen haben wollen, ruft Tim Smit zum Beispiel begeistert und erzählt dann die Geschichte vom Holz, Wie der Blues von Eric Clapton völlig anders klingt, je nachdem, aus welchem Material die Gitarre ist. Wie sich der Gummibaum ins Kon-dom verwandelt. Warum der Mensch nicht ohne Pflanzen leben kann.
   
    Ein richtiges Museum hat man am Kraterrand oberhalb der Dome gebaut, damit die 100 000 
    verschiedenen Pflanzen nicht in staunender Belanglosigkeit verdorren.
    Gespannt wartet Tim Smit nun auf Besucher aus aller Welt, denn "wenn nicht auch die Leute in 
    Kalkutta und Tokio, Melbourne und Los Angeles unbedingt den Garten Eden besuchen wollen, ist 
    die Sache schief gelaufen ". Falsche Bescheidenheit klingt nicht gerade aus diesen Worten, 
    aber schließlich hat der Schöpfer des Eden-Projects auch Großes vor, Tim Smit will die Welt 
    verändern.
    
   Das Eden Pro]ect liegt östlich von St Austell in Comwall, 450 Kilometer westlich von London. 
   Die Zufahrt ist ausgeschildert von der A30, A390 und A391.
   Der Park ist zwischen 10 und sechs Uhr geöffnet.
   Eintrittskarten kosten 9,50 Pfund (knapp 30 Mark).
   Informationen unter 0044 - 1726 811911 oder auf der Intemetseite 
   www.edenproject.com
   Diesen hochinteressanten Artikel hat EVI in der Zeitung entdeckt und mir zur Verfügung 
   gestellt.
   Besten Ddank für deine Initiative. Weiter so.