Der lange Marsch der Türkei nach Europa


Bilanz-Defizit im Jahr 2000

Mit der offiziellen Anerkennung der Türkei als EU-Beitrittskandidat endet ein 36- jähriges Tauziehen, bei dem die Beziehungen zwischen Ankara und der Europäischen Union einem ständigen Wechselbad ausgesetzt waren. Die Nachrichtenagentur AFP dokumentiert die Stationen bis zur Entscheidung von Helsinki:



12. September 1963:

Die Türkei und die damalige Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) unterzeichnen in Ankara ein Assoziierungs-Abkommen. Damit soll vor allem schrittweise eine Zollunion zwischen beiden Partnern geschaffen werden als Vorstufe für eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EWG.


1980-1986:

Nach dem Militärputsch in der Türkei wird das Assoziierungs-Abkommen eingefroren.


14. April 1987:

Auf Betreiben von Präsident Turgut Özal meldet die Türkei offiziell ihre Kandidatur für eine Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft an.


18. Dezember 1989:

Wegen politischer und wirtschaftlicher Bedenken lehnt die EG-Kommission einen Beitritt der Türkei ab.


6. März 1995:

Die Europäische Union und Ankara schließen ein neues Abkommen für eine Zollunion ab. Es sieht einen Abbau der Zölle, eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie einen politischen Dialog zwischen beiden Partnern vor. Die Zollunion tritt Anfang 1996 grundsätzlich in Kraft, wird aber wegen des anhaltenden Drucks Griechenlands weitgehend außer Kraft gesetzt.


15. Juli 1995:

Die Europäische Kommission empfiehlt den EU-Mitgliedern, 1998 Beitrittsverhandlungen mit insgesamt fünf osteuropäischen Ländern sowie mit dem geteilten Zypern aufzunehmen - die Türkei bleibt außen vor.


12./13. Dezember 1997:

Die 15 Staats- und Regierungschefs der EU beschließen formell die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit den osteuropäischen Bewerbern Estland, Polen, Slowenien, Tschechien und Ungarn sowie mit Zypern. Die Türkei bleibt weiter ausgeschlossen.


14. Dezember 1997:

Ankara bricht den politischen Dialog mit der EU ab, vor allem verweigert es jedes weitere Gespräch über die Zukunft Zyperns.


21. Mai 1998:

Ankara sagt die Teilnahme von Außenminister Ismail Cem am 25. Mai an einem Assoziierungsrat mit den EU-Außenministern in Brüssel ab. Zur Begründung heißt es, die Bedingungen dafür seien noch nicht vollständig gegeben.


13. Oktober 1999:

Die EU-Kommission empfiehlt, die Türkei auf die Liste der Beitrittskandidaten aufzunehmen, ohne jedoch schon mit Beitrittsverhandlungen zu beginnen.


10. Dezember 1999:

Auf ihrem Gipfeltreffen in Helsinki räumen die fünfzehn EU-Mitglieder der Türkei offiziell den Status eines Beitrittskandidaten ein. Ein Datum für den Beginn von Verhandlungen nennen sie allerdings nicht. Gleichzeitig mahnen sie die Regierung in Ankara zu zusätzlichen wirtschaftlichen Anstrengungen sowie zur Respektierung der Menschenrechte.


10.12.1999 20:44