NFL Football...


Das Fliegengewicht der NFL ist Chef im Ring


Noch 48 Yards bis zur gegnerischen Endzone.

Nur ein Touchdown bringt den Sieg. Die Uhr tickt herunter. Es bleibt nur noch Zeit fur einen einzigen Spielzug.
Der kleine, unscheinbare Quarterback behalt die Ruhe, sagt seinen Spielzug an, erwartet den Snap. Er geht ein paar Schritte zuruck, wartet, schaut und wirft - Sieg.


Fluties großer Auftritt

Es gibt kaum einen Football-Fan, dem diese Szene fremd ist. Es war eines der spektakularsten College-Footballspiele aller Zeiten. Mit einem Hail-Mary-Pass besiegt Doug Flutie 1984 den Champion des Vorjahres, die Miami Huricanes 47:45.

"Jeder, der mit ihm zusammengearbeitet hat, lobt ihn in vollem Maß. Er reprasentiert Football auf eine außerst positive Art und Weise. So wollen wir eigentlich alle Football herüberbringen", zollt ihm sein Coach Mike Riley Respekt.


Kleiner Mann ganz groß

Doch so bewegend und aufregend die Geschichte des neuen Quarterbacks der San Diego Chargers ist, so hart und beschwerlich war auch sein Weg in die Elite-Liga.

Uber die U.S.F.L. gelangte der 1,75 -Meter kleine Flutie in die Canadian Football League. Dort gewann er dreimal den Grey Cup, die Meisterschaft und wurde sechs Mal zum besten Spieler der Liga ausgezeichnet.


Durchbruch '98 in Buffalo

Zwischendurch wagte er auch einen Abstecher in die NFL. Doch sowohl fur Chicago als auch fur New England saß er fast ausschließlich auf der Bank.

Den endgültigen Sprung in die NFL schaffte er 1998. Der damalige Manager der Buffalo Bills, John Butler nahm sich ein Herz und holte den Spielmacher nach New York.


"Bin so schnell wie vor zehn Jahren"

Trotz einer beeindruckenden 21-9 -Bilanz entschied sich Headcoach Wade Phillips fur Rob Johnson. Um dem Hickhack ein Ende zu machen folgte Flutie seinem Entdecker Butler nach Kalifornien.

Und in San Diego hörte von Coach Riley erstmals in seiner langen Karriere den Satz, der jeden Quarterback unsterblich macht: Das ist dein Team.
"Ich habe mich körperlich nicht mehr so gut gefühlt, seit ich 20 Jahre alt war", meint Flutie. "Ich habe keine Rückenschmerzen mehr, mein Arm fühlt sich großartig an. Und ich kann so gut und schnell laufen wie vor zehn Jahren."


Riley glaubt an seine Nummer eins

Das ganze Team steht hinter dem 38 -Jährigen. "Erstmals seit dem ich hier bin, haben wir keine Sorgen auf der Spielmacherposition", freut sich Riley. In den vergangenen beiden Jahren hieß die Nummer eins Ryan Leaf - das Enfant Terrible der NFL.

Mit ihm gewannen die Chargers nur sechs der letzten 32 Spiele. Ganz anders Flutie. "Er ist ein Arbeitstier. Und was das Beste ist, er macht keinen Arger", so Riley.


"Wir werden überraschen"

Flutie ist ein Anti-Held. Keine Staralluren, kein Protz, kein verschwenderischer Lebensstil. Er ist ein Familienmensch, leitet eine Stiftung fur behinderte Kinder. Er selber nimmt sich gern auf die Schippe:

"Ich habe zu 90 Prozent aller Werbeangebote nein gesagt. Und ich renne immer noch rum wie ein Verruckter."

Wie auch immer er herumläuft, es scheint nicht so verrückt zu sein, zu glauben, dass San Diego in dieser Saison ein unangenehmer Gegner werden wird. Der Spielplan ist leicht. Die Defense stark. Das Selbstvertrauen ist wieder zurück, auch dank Flutie: "Wir werden einige Leute uberraschen."

Flutie hat gelernt, den Steinen aus dem Weg zu gehen, die ihm immer wieder in den Weg gelegt werden:
Ich habe seit Beginn meiner Laufbahn um Respekt hart kämpfen mussen. Und endlich, sagt er, denke ich, dass ich ihn erhalte.

Sebastian Stolz

Quelle: SPORT1.de

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