Alex ist schon richtig kribblig.
Weil wir schon einige mal ums Quadrat gefahren sind, ohne das Kino zu finden.
Nicht irgendein Kino, sondern das Stuttgarter Kino, in dem schon vor dem offiziellen Start
einer Schar von Journalisten der schätzungsweise 300 Millionen Mark
teure Film "Harry Potter und der Stein der Weisen" präsentiert wird.
Und jeder der Schreiberlinge, beziehungsweise Hörfunkmenschen durfte sogar bis zu zwei Kinder
mitbringen. Die sind natürlich alle hin und weg, fiebern geradezu vor Erwartung und
unterdrückter Spannung.
Doch was ist da eigentlich so spannend? Jeder weiß doch, wie der Film ausgehen wird. Die
meisten werden, genau wie mein zwölfjähriger Begleiter, das Buch schon unzählige Male gelesen
haben und ganze Passagen auswendig können. Es ist wohl eher die brennende Frage, ob es den
Filmemachern gelungen ist, die Zauberwelt von Hogwarts samt ihren zum Teil ziemlich skurrilen
Figuren in so etwas Profanes wie einen Kinofilm umzusetzen. Die Kinder wollen einfach sehen,
ob der Harry auf der Leinwand dem in ihrem Kopf gleicht, ob Quidditch genauso gespielt wird,
wie sie es sich vorgestellt haben, oder wie es aussieht, wenn Potter samt seiner Eule und Ge-
päckwagen auf Gleis 9 3/4 durch die Bahnhofmauer rast.
Und damit sind wir beim größten Problem dieses Films. Lässt sich Fantasie auf Zelluloid
bannen? Bei "Die unendliche Geschichte" ging es daneben. So sehr,'dass Autor Michael Ende Ab-
stand vom Film nahm.
So startete die 15 -jährige Berlinerin Saskia Preißner
auf ihrer Website
www.hp-fc.de eine
Umfrage zu dem Harry-DarsteIler.
Das Ergebnis:
Eine solch vernichtende Kritik hat Radcliffe sicher nicht verdient. Auch wenn er manchmal etwas blass und zu brav wirkt, gegen die stärkeren Charaktere seiner Freunde abfällt. Optimal besetzt ist sicher Rupert Grint als Potter-Kumpel Ron Weasley, etwas zu überspannt wirkt dagegen zeitweise Emma Watson als Leseratte und Musterschülerin Hermine.
Bei den Erwachsenen hat Columbus eine Starriege aufgeboten: Robbie Coltrane als
gutmütiger HausmeisterRiese Hagrid, John Cleese als sympatischer Geist (der Fast Kopflose
Nick), Alan Rickmann als Harrys undurchschaubarer Widersacher Professor Snape sowie Richard
Harris als Albus Dumbledore. Dem soll übrigens die Enkelin mit Liebesentzug gedroht haben,
sollte er die Rolle des Hogwarts-Schulleiters nicht übernehmen. All diesen renommierten
Schauspielern sieht man an, wie viel Spaß ihnen ihre jeweilige, sicher ungewohnte Rolle
macht.
Richtig austoben konnten sich auch die im Hintergrund agierenden Experten, der mehrfach
ausgezeichnete Filmkomponist John Williams und Trickspezialist Rob Legato ("Titanic").
Ersterer lässt es monumental dröhnen und brausen.
Und da ist es dann wieder:
Der junge Mann an meiner Seite zeigt sich zum Schluss enttäuscht:
Das wird wohl vielen so gehen. Denn der Film, der in unserem Kopf abläuft, wenn wir ein Buch
lesen, an den kommt wohl auch die beste Hollywood-Inszenierung nicht ran.
Ein Trost zum Schluss für Columbus & Co.:
Bundesstart: 22. November; Kartenreservierung empfohlen.