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Auf der Suche nach dem Stein der Weisen...


Lässt sich Fantasie auf Zelluloid bannen ?

Alex ist schon richtig kribblig.
Weil wir schon einige mal ums Quadrat gefahren sind, ohne das Kino zu finden. Nicht irgendein Kino, sondern das Stuttgarter Kino, in dem schon vor dem offiziellen Start einer Schar von Journalisten der schätzungsweise 300 Millionen Mark teure Film "Harry Potter und der Stein der Weisen" präsentiert wird.
Und jeder der Schreiberlinge, beziehungsweise Hörfunkmenschen durfte sogar bis zu zwei Kinder mitbringen. Die sind natürlich alle hin und weg, fiebern geradezu vor Erwartung und unterdrückter Spannung.

Doch was ist da eigentlich so spannend? Jeder weiß doch, wie der Film ausgehen wird. Die meisten werden, genau wie mein zwölfjähriger Begleiter, das Buch schon unzählige Male gelesen haben und ganze Passagen auswendig können. Es ist wohl eher die brennende Frage, ob es den Filmemachern gelungen ist, die Zauberwelt von Hogwarts samt ihren zum Teil ziemlich skurrilen Figuren in so etwas Profanes wie einen Kinofilm umzusetzen. Die Kinder wollen einfach sehen, ob der Harry auf der Leinwand dem in ihrem Kopf gleicht, ob Quidditch genauso gespielt wird, wie sie es sich vorgestellt haben, oder wie es aussieht, wenn Potter samt seiner Eule und Ge- päckwagen auf Gleis 9 3/4 durch die Bahnhofmauer rast.

Und damit sind wir beim größten Problem dieses Films. Lässt sich Fantasie auf Zelluloid bannen? Bei "Die unendliche Geschichte" ging es daneben. So sehr,'dass Autor Michael Ende Ab- stand vom Film nahm.



Ist der Film im Kino so gut wie der im Kopf? Am Donnerstag startet »Harry Potter".

Joanne K. Rowling war da vorsichtiger. Mit Argusaugen beobachtete sie, was Regisseur Chris Columbus an filmischem Zauber aufbot, um den Stein der Weisen zu finden. Ihr ist es zu verdanken, dass nur in England gedreht wurde und auch die Schauspielercrew ausnahmslos von der Insel stammt. Deswegen soll übrigens Steven Spielberg als Regisseur das Handtuch geworfen haben. Er wollte den Amerikaner Haley Joel Osment ("A. I.") als Harry verpflichten, Rowling bestand auf einem waschechten Briten.

Ob die derzeitige Besetzung, der zwölfjährige Daniel Radcliffe, die hohen Erwartungen seines jungen Publikums erfüllen kann, ist allerdings ungewiss.



Bei einem Teil der Potter-Fans ist er schon durchgefallen.

So startete die 15 -jährige Berlinerin Saskia Preißner auf ihrer Website  www.hp-fc.de  eine Umfrage zu dem Harry-DarsteIler.
Das Ergebnis:

"Diesen Typen... findet fast jeder Scheiße", so Saskia.

Eine solch vernichtende Kritik hat Radcliffe sicher nicht verdient. Auch wenn er manchmal etwas blass und zu brav wirkt, gegen die stärkeren Charaktere seiner Freunde abfällt. Optimal besetzt ist sicher Rupert Grint als Potter-Kumpel Ron Weasley, etwas zu überspannt wirkt dagegen zeitweise Emma Watson als Leseratte und Musterschülerin Hermine.


Zum Harry Potter Film

Bei den Erwachsenen hat Columbus eine Starriege aufgeboten: Robbie Coltrane als gutmütiger HausmeisterRiese Hagrid, John Cleese als sympatischer Geist (der Fast Kopflose Nick), Alan Rickmann als Harrys undurchschaubarer Widersacher Professor Snape sowie Richard Harris als Albus Dumbledore. Dem soll übrigens die Enkelin mit Liebesentzug gedroht haben, sollte er die Rolle des Hogwarts-Schulleiters nicht übernehmen. All diesen renommierten Schauspielern sieht man an, wie viel Spaß ihnen ihre jeweilige, sicher ungewohnte Rolle macht.
Richtig austoben konnten sich auch die im Hintergrund agierenden Experten, der mehrfach ausgezeichnete Filmkomponist John Williams und Trickspezialist Rob Legato ("Titanic"). Ersterer lässt es monumental dröhnen und brausen.
Und da ist es dann wieder:

das viel geschmähte Hollywood. Die Traumfabrik zeigt sich auch in Sachen Spezialeffekte von ihrer besten Seite, sei es beim Quidditch-Spiel, in der verwunschenen Winkelgasse oder beim fast tödlich endenden Zauberschach.


Trotzdem.

Der junge Mann an meiner Seite zeigt sich zum Schluss enttäuscht:

"Da fehlt so viel aus dem Buch und einiges ist ganz anders, als ich es mit vorgestellt habe."

Das wird wohl vielen so gehen. Denn der Film, der in unserem Kopf abläuft, wenn wir ein Buch lesen, an den kommt wohl auch die beste Hollywood-Inszenierung nicht ran.
Ein Trost zum Schluss für Columbus & Co.:

Trotz aller Kritik will sich der zwölfjährige Alex den Potter-Film "natürlich noch mindestens einmal angucken".


RUND UM DEN FILM

Bundesstart: 22. November; Kartenreservierung empfohlen.



Quelle: DIE RHEINPFALZ

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